Feb. 4, 2014

Fly Style

Karl-Edwin Guerre, Streetstyle-Fotograf (guerreisms.com) aus New York verfolgt seit mehreren Jahren schon die Looks und Launen der Modebranche. Persönlich identifiziert er sich immer weniger mit Trends, dafür ist ihm beim „Down-Dressing“ ein ausgeprägtes Stilempfinden um so wichtiger.

Photos: Xandra M. Linisin (allezxandra.com)

Er stammt aus Brooklyn, ist aber seit fünf Jahren ständig unterwegs, um an den wichtigsten Modewochen der Welt dabei zu sein. Den Besuchern fällt er als einer der am besten gekleideten Streetstyle-Fotografen auf.

Guerre sieht mit seinem Mix aus klassisch-eleganter und locker-lässiger Kleidung nicht nur stets umwerfend aus, sondern entpuppt sich im Interview auch als versierter Gesprächspartner.

Sein Alter verrät er nicht – „Alt genug“, meint Karl-Edwin Guerre, Vater zweier Kleinkinder, mit einem Augenzwinkern.
„Für mich ist Mode-Bloggen, etwas für junge Leute, für Twens – aber ein richtiges Stilbewusstsein zu haben ist etwas für reifere Menschen. Ich sehe mich irgendwo dazwischen. Ich bin reif genug, um zu verstehen, was guter Stil ist, und jung genug um zu wissen, was cool ist.“

Auf die Frage, ob Guerre sich für die Modewochen jeweils eine spezielle Garderobe zusammenstellt, antwortet er: „No, I dress down.“ Noch bis vor einigen Jahren hat er sich für die Fashionweeks extra herausgeputzt und war praktisch der einzige Fotograf, der sich mit einem eigenwilligen Kleiderstil vom Rest der Fotografen abhob. Heutzutage jedoch gehen alle Blogger und Fotografen aufgemotzt an die Schauen. „They dress up“, erklärt Guerre auf amerikanischem Englisch.

Dem wirkt er entgegen und seine Outfits sind nun weniger angestrengt. Dennoch hat er weiterhin seinen unverwechselbaren Stil, den er als „casual fly“ bezeichnet: entspannt genug, um sich in den Kleidern wohl zu fühlen, und „fly“ (sprich: cool) genug, um an einem Business-Termin, zum Beispiel während seinem Bürojob in New York, korrekt gekleidet zu sein.

Viel Farben trägt er üblicherweise nicht, jedoch stets einen Hut.
„In den letzten acht Jahren konnte man mich nie ohne Hut sehen.“

Bei unserer Begegnung im vergangenen September während der Mailänder Modewoche trägt er einen schwarzen Strohhut einer italienischen Hutmanufaktur. Es ist eines seiner ersten Modelle, das er sich vor etwa zehn Jahren in New York erstanden hat. Krawatten trägt er selten und wenn, dann nur welche aus Strick. Der gestreifte Seidenschlips stammt vom New Yorker Herrenausstatter Paul Stuart.

Sein kariertes Hemd hat Guerre vom schwedischen Hemdenlabel Eton, die Hosen sind auf Mass geschneidert.
An anderen Leuten schätzt Guerre zwar den Skinny- oder Hochwasser-Look, persönlich mag er aber die Hosenbeine etwas entspannter geschnitten. Als Schneider des Vertrauens verrät er den Namen Alexander Nash aus New York.

Die Monkstraps, es sind seine Sommerschuhe, Guerre sind vom amerikanischen Label Del Toro.

Die Ringe an den Fingern stammen von einem marokkanischen Schmuckdesigner, der seine Entwürfe in den New Yorker Strassen verkauft. Der grosse Jade-Ring ist sein Ehering, der andere, mit dem blauen Stein und am Zeigefinger dient Guerre als „King-Ring“: Beim Fotografieren thront dieser jeweils über dem Auslöser, ganz nach dem Motto „shoot to be the king!“.

Übrigens ist der herrliche Anzug mit Afrika-Print ebenfalls eine Sonderanfertigung vom Schneider. Ziemlich selten sieht man Guerre im ganzen Ensemble, doch für unsere Fotografin Xandra M. Linsin hat er extra eine Ausnahme gemacht!

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