Maria's world
DECEMBER 13, 2011
Photos: Helve Leal
Words: Kim Dang
The best way to understand a designer’s vision is to visit their own store. Entering Maria van Rensen’s small workshop-Store in Zurich’s Hottingen neighbourhood gives a clear impression of this quiet, down-to-earth fashion designer and her concrete idea of fashion.
Man fühlt sich sofort wohl in diesem Ladenlokal. Die Einrichtung ist einfach, ruhig und von natürlichen Farben bestimmt. Vor einem lang gezogenen Vorhang trohnt eine stattliche, zur Verkaufstheke umfunktionierte Anrichte: ein Vintage-Sideboard aus gemasertem Mahagoni-Holz. Der riesige Vorhang verbirgt sowohl Stauraum als auch eine Umkleidekabine und ist in einem taupe-farbenem Farbton gehalten. Eine typische Farbe für die Designerin Maria van Rensen, die eine Vorliebe hat für solche „Un-Farben“.
Kleider sind an drei Kleiderstangen im Raum verteilt oder hängen an Büsten, die zu den grossen, ausladenden Fenstern hinaus blicken. Das Mobiliar ist simpel und von schlichter Form, dennoch wirkt das Lokal nicht klinisch oder puristisch unterkühlt. Accesoires, Schmuck und Gebrauchskeramik von befreundeten Gestaltern runden das Sortiment ab: Schmuck von Simone Gugger, Taschen von Griesbach, Keramik von Theres Müller.
Kundschaft betritt das Lokal. Während sich die zierliche Designerin um ihre Klienten kümmert, betreten wir den hinteren Teil des Geschäftes. In einem kleinen Nähzimmer mit Blick auf ein Stück Grünfläche steht Praktikant Cesare, ein junger Mann mit zarter Stimme, und bringt am Bügelbrett einen Ärmelloch-Besatz in Form. Zwei Tage in der Woche arbeitet er hier und ist für die Fertigung von Blusen zuständig.
Ihm gefällt seine Stelle in diesem kleinen Ladenatelier; sowohl Marias Mode als auch die Atelier-Atmosphäre sagen ihm zu. Zusätzlich zu den Arbeitstagen im Atelier näht er von zuhause aus einzelne Stücke für Van Rensen fertig; er möchte noch möglichst lange für sie arbeiten. Angesprochen auf die besondere Qualität der Verarbeitung von Van Rensens Kleidern, bestätigt er, dass seine Chefin hohe Ansprüche an diesen Arbeitsschritt stellt. Er gibt sein bestes, diese zu erfüllen.
Wieder im Verkaufsraum vorne, fragen wir, ob sie selber eine gute Näherin sei. - „Ja!,“ entgegnet sie sogleich mit ruhiger aber fester Stimme. Typisch Maria, nach aussen hin eine ruhige, fast scheue Person, im Gespräch zeigt sich aber, dass sie auch sehr bestimmt sein kann.
Maria fällt nicht gerne auf, ist lieber im Hintergrund und so wirkt auch ihre Mode: still, dezent, doch mit kleinen Besonderheiten, die man beim näheren Hinsehen entdeckt. Sie ist informiert über die aktuellen Kollektionen, die auf den internationalen Laufstegen in Paris und Mailand gezeigt werden, das gehöre zu ihrer Arbeit dazu. Ihr gefällt zum Beispiel, was Miuccia Prada macht – unter anderem wegen ihrer vielen neuen Ideen – oder auch Dries Van Notens Mode, und ganz besonders Kreationen von Yohji Yamamoto.
Dennoch ist es van Rensen wichtig, dass sie für ihre Arbeit einen eigenen Stil pflegt. Sie beschreibt ihre Mode als alterslos, kann von jungen wie auch reiferen Menschen getragen werden und soll nicht „allzu modisch“ wirken. Obwohl die Stichworte „schlicht“ und „zeitlos“ bei vielen Schweizer Modedesignern geradezu ein Mantra sind, wirken Marias Kreationen nicht wie auswechselbare Basics, sondern tragen eine eigenständige Handschrift. Manchmal ist diese jedoch erst auf dem zweiten und näheren Blick erkennbar ist: präzis ausgeführte Zier-Steppnähte, exakt plazierte Abnäher, die sichtbar verarbeitet sind, oder eine Ärmelnaht, die direkt über die Schulter verläuft. Neben den interessanten Schnitten und der hohen Qualität der Verarbeitung, sind es auch die natürlichen Farben und Materialien, die den Van-Rensen-Stil ausmachen.
Maria Van Rensen ist es wichtig, dass ihre Kleider selbstverständlich wirken. Selber trägt sie eine beige Wollhose mit Falten-Details an den Beinsäumen, eine schwarze Wickelbluse und schlichten Schmuck – Perlstecker im Ohr und ein feine Kette mit einem runden Glasanhänger um den Hals – alles Stücke, die ihre ruhige, beinahe scheue, Art sowie die leuchtend blauen Augen unterstreichen. Sie hat ein Gespür dafür, dass nicht jeder Stoff zu jedem Schnitt passt und freut sich über Kunden, die herausgefunden haben, welche Dinge ihnen gut stehen. In Marias Welt sollen Menschen und Kleider eine Harmonie bilden. Und doch, Kleider dürfen bei Maria van Rensen nicht „zu schön“ sein, sie sollen leben.
www.mariavanrensen.ch
Maria van RensenDolderstrasse 18
8032 Zürich